Lagunenroute

 

Am 8. Dezember 2018 geht es für uns dann tatsächlich Richtung Lagunen. Die Pisten werden ruppig und felsig – zum Glück haben wir unsere neuen Stoßdämpfer – da wir den Unterschied enorm merken, dürften die alten wohl doch schon seit einiger Zeit keinen guten Dienst mehr getan zu haben.

 

Die erste Lagune, die wir erreichen, nennt sich Canapa – ein paar Flamingos sind zu sehen. Hier zahlt man gleich mal 10 BOB an einer Straßensperre, um weiter zu dürfen. Anscheinend ist die Gebühr für die Benutzung der Straße, bzw. die Pflege der selbigen – der Witz war gut – an dieser Straße hat (falls jemals) schon lang keiner mehr etwas zur Verbesserung beigetragen. Weiter geht’s zur Laguna Hedionda – auch hier gibt es eine Art Camp. Nach dem obligatorischen Fotoshooting der Flamingos geht’s weiter.

 

Die Laguna Negra und die Laguna Honda führen fast kein Wasser im Moment – dafür viel Salz. Klar – wir reisen wieder einmal nicht zur Hauptsaison – Vorteile und Nachteile liegen klar auf der Hand. Währen die meisten Overlander von Extremtemperaturen um die Minus 20 Grad in der Nacht berichten (im Juli) – sitzen wir gemütlich vor dem Zebra und trinken unser Lagerplatzbier im Freien. Dafür sind die Lagunen teilweise ausgetrocknet oder zumindest nicht so wasserreich im Moment. Wir lagern heute an einer „Lagune ohne Namen“ - hier sehen wir sehr viel mehr Flamingos, als an den bekannten Lagunen. Gizmo darf noch nicht freilaufen, ist aber ohnehin sehr vorsichtig geworden seit seinem Erlebnis am Salar de Uyuni und trottet zur Abwechslung „auf Sicht“ durch die Gegend.

 

 

Am nächsten Morgen geht’s weiter – die Laguna Ramaditas ist völlig ausgetrocknet und für uns als solche kaum erkennbar, wohl eine der berühmtesten – die Laguna Colorada – erstrahlt zum Glück auch jetzt und für uns in ihrem berühmten rot – wenngleich natürlich mit weniger Wasser. Wir können ungestört fotografieren und treffen auch niemanden.

 

 

Unser heutiger Lagerplatz befindet sich auf fast 5.000 Höhenmeter – am Geysierfeld „Sol de Manana“. Als wir um 17.30 ankommen gibt es genau eine Dampfsäule vor der sich die Insassen des einen Touristen-SUVs tummeln. Da wir schon den chilenischen Bruder – das Geysierfeld „El Tatio“ besucht haben, sind wir gespannt, wie es morgen zum Sonnenaufgang hier aussieht. Wir sind zwar gut akklimatisiert, aber mit 4.900 Höhenmetern ist dies hier unser höchster Lagerplatz bis jetzt und wir müssen definitiv zugeben – so knappe 5.000 Höhenmeter werden wohl auch in Zukunft nicht unsere „Wohlfühl-Höhe“ sein.

 

Am Morgen des 10. Dezember 2018 läutet der Wecker um 5.00 Uhr früh – für alle Fälle. Bei kühleren Temperaturen ist erfahrungsgemäß die Dampfentwicklung dramatischer und wenn sich dazu ein schöner, pinker Sonnenaufgang gesellt wäre es schon wert, so früh aufzustehen. Ein Blick aus dem Fenster genügt, dass weder das eine noch das andere, der Fall ist. Das geothermische Feld dampft ein bisschen vor sich hin und leider gibt es keinen schönen Sonnenaufgang, der uns aus dem Bett locken könnte. Wir sind ohnehin geschafft, die Höhe hat uns heute Nacht zu schaffen gemacht – wir haben alle 3 nicht gut geschlafen.

 

Nach dem Frühstück und ein paar Fotos von den brodelnden Pötten setzen wir unseren Weg Richtung Laguna Chalviri fort. Hier befindet sich ein ziemliches touristisches Camp, es gibt ein Hostal und heiße Pools. Sämtliche der kleinen Touristen-Gruppen in SUVs halten hier – was uns betrifft – so flüchten wir gleich mal.

 

 

Wir entschließen uns dann doch noch bis ans Ende zu den Lagunen Verde und Blanca weiter zu fahren. Am Weg dorthin halten wir noch an der „Desierto Salvador Dali“ - hier scheint es, als ob jemand Felsstücke in bizarren Formen einfach in den Wüstenboden gesteckt hat. Die Strecke bis zu den Lagunen Verde und Blanca ist wunderschön, die Berge wieder skurril bunt, ähnlich wie in der Atacama. Unser Lieblingsvulkan „Lincacábur“ erwartet uns schon zu Füßen der Laguna Verde und wir fotografieren wieder mal viel – wir sind alleine – lediglich Overlander in (ebenfalls) einer alten Feuerwehr lagern hier.

 

 

Da wir nicht wieder in fast 5.000 Höhenmetern bei den Geysieren übernachten möchten, sind wir wirklich froh, es bis zu einem kleinen Canyon vor der Laguna Chalviri geschafft zu haben. Hier stehen wir ziemlich versteckt und vor allem etwas abseits. Noch mehr freuen wir uns über eine erholsame, ruhige Nacht und sind für unsere letzte Etappe auf der Lagunenroute wieder fit. Wir wollen über die Laguna Colorada, der wir ja schon einen Besuch abgestattet hatten in Richtung ein paar weniger bekannter und fweniger requentierten Lagunen. Die Strecke bietet wieder ein paar andere lustige Felsformationen – genannt „Arbol de Piedra“ und einen Weichsandabschnitt Richtung Laguna Cachi. Die Landschaft ist toll und da es Nähe der Laguna Cachi offensichtlich eine Mine gibt, ist diese Pistenabschnitt perfekt gepflegt. Am späten Nachmittag/frühen Abend wirkt die Laguna Cachi – umringt von bunten Bergen in einer Art Dunst – ziemlich gespenstisch. Wir beschließen noch zur nächsten Lagune weiter zu fahren – der Lagna Pastos Grandes. Hier finden wir einen geschützten Lagerplatz – sind völlig alleine – nicht einmal ein einziges Fahrzeug haben wir gesehen und gehen erstmal eine große Runde mit Gizmo, um die Gegend zu erkunden. Trotz der moderaten Temperaturen wird es uns aber ob des sehr starken Windes dann doch zu kalt draußen und wir freuen uns alle auf das warme Zebra.

 

12. Dezember 2019 – heute geht es für uns endgültig Richtung Norden und raus aus der Lagunenroute. Wir hatten einen erholsamen Schlaf und diese abgelegene Lagune gefällt uns sehr gut. Leider läuft unsere Aufenthaltsgenehmigung bald ab und so müssen wir weiter und können nicht noch eine Weile bleiben.

 

 

Je weiter nördlich wir kommen desto mehr Offroad-Tour-Fahrzeuge kommen uns wieder entgegen – unsere romantische Vorstellung, die Lagunenroute wäre eines der letzten Abenteuer für Individualisten und Offroadler ist leider so nicht ganz richtig. Die Landschaft ist zwar toll, aber die heroische Selbstdarstellung von so manchen Reisenden macht einen glauben, dass die Pisten anspruchsvoll und man fernab jeder Zivilisation allein auf sich gestellt sei. Das trifft beides nicht zu. Die Landschaft wird leider schwer in Mitleidenschaft gezogen, weil sich keiner an die gekennzeichneten Pisten hält – sowohl Individualreisende als auch Touranbieter übertrumpfen sich im eröffnen einer weiteren Spur. Schade! Wer - wie wir - die Abgeschiedenheit liebt, der wird hier wohl schwer auf seine Kosten kommen. Nun reisen wir in der Nebensaison und es sind aktuell relativ wenig Touristen unterwegs hier, aber man hat jetzt schon teilweise das Gefühl auf einer Autobahn zu fahren. Dennoch, wir können die Nebensaison - also jetzt - nur empfehlen. Es ist zumindest etwas ruhiger und die Temperaturen sind moderat, ABER: die Lagunen führen weniger Wasser oder sind womöglich sogar ausgetrocknet.

 

Zurück in Uyuni führt uns unser erster Weg zur Micracion. Wie die meisten, haben auch wir bei der Einreise nur 30 Tage Aufenthalt genehmigt bekommen. Der einzige und sichtlich gelangweilte Beamte erklärt uns welche und wie viele Kopien des Passes er braucht. Als wir ihm diese aushändigen und er uns einen völlig unleserlichen Stempel dafür in den Pass drückt – hätte auch von Hello Kitty sein können – möchte er 20 BOB für diesen Aufwand. Wir wissen genau, dass dieser Service sogar in Bolivien gratis ist, aber er besteht darauf. Ich wiederum bestehe auf meinen Beleg – den ich nicht bräuchte, weil ich doch den Stempel hätte – so meint der korrupte Beamte. Wir müssen uns schon wieder zusammen reißen, aber was hilft es – unsere Aufenthaltsgenehmigung läuft morgen aus, wir sind darauf angewiesen. Was soll man sagen? - Eigentlich sollen uns solche Dinge in Bolivien nicht mehr überraschen.

 

Ein letztes Mal wird der Zugfriedhof unser Nachtlagerplatz – heute ist es ungewöhnlich windig hier – wir bereiten uns auf die Weiterreise vor und gehen früh schlafen.

 


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