Sucre

 

Am nächsten Tag treffen wir in Sucre ein. Die verfassungsmäßige Hauptstadt Boliviens wurde 1538 gegründet und hat um die 240.000 Einwohner. Die 2.790 Höhenmeter sind für uns ideal zur weiteren Akklimatisierung bzw. sind die Temperaturen moderat und angenehm. Die Bedeutung Sucres gegenüber der Millionen Metropole La Paz wurde im Laufe der Zeit immer geringer, so ist nur noch der oberste Gerichtshof in Sucre verblieben, Evo hat mittlerweile einen eigenen Wolkenkratzer für sich in La Paz bauen lassen. Aufgrund seiner wunderschönen Altstadt ist Sucre seit 1992 UNESCO Weltkulturerbe.

 

Wir quälen unser Zebra die steilen, schmalen Straßen bergauf- und bergab – auf der Suche nach unserem erhofften Parkplatz. Die Overlander-Commuity berichtet von einem Parkplatz mit Sanitäranlagen, der die perfekte Ausgangsbasis für eine mehrtägige Besichtigungstour in Sucre sein soll. Das Geschwisterpaar Isabella und Mario führt diesen Parkplatz in 5 Gehminuten zur Altstadt – beide sehr sehr nette Leute. Isabella wohnt in ihrem Haus auch auf dem Gründstück, Mario um die Ecke. Gäste auf vier Pfoten sind hier kein Problem, Isabella hat selbst zwei Boxer Hündinnen.

 

 

Lediglich ein zweites Overlander Fahrzeug steht hier – der Kleinbus von Koni und Lisa. Die beiden sind aus Japan und seit ca. 10 Monaten unterwegs in Südamerika und nun langsam am Weg Richtung Chile, um ihr Fahrzeug wieder zu verkaufen. Sie geben uns einen tollen Tipp für heute Abend: Es ist Lange der Nacht der Museen – alle Museen in Sucre haben gratis geöffnet. Perfekt – besser hätten wir es nicht planen können: Koni und Lisa sind schon am Sprung in die Stadt – aber Mario schließt sich uns an – auch er möchte sich noch frisch machen und wir müssen außerdem das Zebra richtig parken im Hof und unsere Fellnase versorgen.

 

Unser Stadtrundgang beginnt erstmal um Ecke in der Casa de la Cultura. Mario empfiehlt einen „bolivianischen Heimatabend“ mit Tanz- und Musik aus ganz Bolivien. Dazu kann man gemütlich essen und etwas trinken. Wir reservieren für morgen Abend und marschieren weiter Richtung Stadt. Unsere erstes Museum ist das Kolonialmuseum „Museo Charcas“ - das Polizeiaufgebot ist groß und alle Besucher werden eingehend beäugt. Auf das Mineralien Museum freuen wir uns besonders, aber Ewigkeiten in der unglaublichen an die 100 Meter langen Warteschlange stehen, das wollen wir nicht. Leider sieht es vor den meisten interessanten Museen so aus. Aber als wir am schönen Justizpalast vorbei marschieren, sehen wir, auch dieser ist heute für die Öffentlichkeit geöffnet. Zwar darf man auch sonst die große Bibliothek besuchen, aber die historischen Sitzungssäle sind üblicherweise in Verwendung und die möchte man dann gar nicht von innen sehen in Bolivien. Das skurrile Laienspiel in einem der Gerichtssäle lässt Hunger und Durst größer werden – Mario flüstert schon was von „Coctelitos“ in meine Richtung – was der Konzentration auf die Situation auch nicht behilflich ist.

 

Gesagt getan, nach der anstrengenden Darbietung im Justizpalast finden wir eine nette Bar mit „Cervezas Artesanales“ und hausgemachter Pizza. Der Platz direkt neben dem Pizza Koch ist frei – er sieht sehr europäisch aus. Tatsächlich – er ist Däne und in Bolivien hängen geblieben, seine Freundin ist die Kellnerin der Bar. Aus der einen geplanten Pizza zum Teilen sind dann doch 3 geworden – sie waren einfach zu lecker. Wir verbringen einen netten Abend mit Mario – sein English ist genauso schlecht wie unser Spanisch. Aber wo ein Wille und ein paar gute Biere, da ist auch ein Weg. So verfliegt der Abend mit netten Gesprächen schnell und um 1.00 Uhr kehren wir wieder zurück zum Parkplatz.

 

 

Am 24. November schlafen wir erstmal gemütlich aus und machen uns dann auf den Weg zum heißbegehrten Mineralien Museum. Vorteil, wenn man am Tag nach der langen Nacht der Museen geht: man ist alleine dort. So genießen wir unsere Privatführung (auf English!!!) und erfahren viel über die Geschichte der Mineralien Funde und vor allem natürlich über die Gold- und Silber Minen in Bolivien. Wir drehen eine ausgiebige Fotorunde durch die schöne Altstadt und gönnen uns am Rückweg zum Zebra noch einen köstlichen, frischgepressten „Jugo“ im Mercado Central.

 

 

Zurück am Parkplatz bespaßen mal ausgiebig unseren Gizmo – bevor wir uns für den Abend in der Casa de la Cultura fertig machen wollen, kommen Koni und Lisa daher. Die beiden haben kurzfristig beschlossen, uns drei zu begleiten.

Die Heimatabende sind ja auf der ganzen Welt irgendwie gleich – so verbringen wir einen nette Zeit bei bolivianischer Folklore mit sehr guten Tanzdarbietungen. Das Essen ist gut und am Ende werden wir natürlich aufgefordert mitzumachen, leider können wir uns nicht alle davor drücken...aahhh...

 

 

Am nächsten Morgen – Sonntag – wollen wir zum berühmten Markt nach Tarabuco. Lisa und Koni waren motiviert und sind richtig früh aufgestanden...wir kommen erst Mitte des Vormittags weg. Die Reise zum Markt ist abenteuerlich. Zuerst fährt man mit einem der größeren öffentlichen Busse an den Stadtrand von Sucre. Dort steigt man dann in einen der vielen Micro-Busse um. Diese Kleinbusse sind meist asiatische Fabrikate und kleiner als „klassische“ Vans. Dafür fahren hier mehr Leute mit – genauer gesagt 16 Personen!! Die Sitzreihen sind auf Latino-Körpergröße angepasst – Wir können hier nicht mal richtig sitzen – mit den Knien zwischen den Ohren kauern wir so über eine Stunde. Die beiden deutschen Mädels, die am Schluss einsteigen sitzen quasi auf Notsitzen im Schiebetürbereich. Irgendwie kommen wir uns vor wie auf einem Lebendtiertransport.

 

Als wir um die Mittagszeit in Tarabuco ankommen, herrscht bereits reges Treiben – die Anbieter der Waren sind zu 90% Quechua. Der Markt läuft weitgehend traditionell ab, natürlich geht man mittlerweile auch auf die größer werdende Touristenschar ein und beim Kauf muss man auch hier darauf achten, tatsächlich lokal gefertigte Ware zu bekommen und nicht die beliebte und bei allen gleiche chinesische Ware – die praktischerweise in Bolivien und Peru von allen Indigenen verkauft wird. Auf der Runde retour zum Micro-Bus treffen wir auf Koni und Lisa – die beiden sind auch immer noch am Schauen – zu sehen gibt es wirklich viel.

 

Am Rückweg sind wir gar zu 19. im Kleinbus – das Modell etwas neuer, dafür hat der Fahrer einen aggressiveren Fahrstil – das junge Mädel neben Haimo schläft und fällt in jeder Rechtskurve gegen ihn, um dann erschrocken Haltung zu bewahren und in der nächsten Kurve wieder umzufallen. Ja – Schlafen wäre die beste Taktik, um diesen Viehtransport schnell hinter sich zu bringen, leider hält mich die Angst wach...

 

 

Wir genießen unseren letzten Abend in der schönen Stadt Sucre bei der besten Pina Colada, die wir je getrunken haben und einem leckeren Abendessen. Als Draufgabe gibt es zum Abschied noch einen wunderschönen Sonnenuntergang auf der kleinen Dachterrasse mit Blick über die Stadt.

 

 

Am 27. November 2018 ist es soweit – wir müssen uns von dieser schönen Stadt und unseren netten Gastgebern verabschieden. Der Wecker läutet früh, da wir ein besonderes morgendliches Date mit Mario haben: Er führt uns seinen Oldtimer – einen Ford aus dem Jahr 1926 oder 1927 vor – so genau weiß das keiner mehr. Koni und Lisa kommen auch dazu, so einen schönen, restaurierten Wagen sieht man selten. Von den beiden verabschieden wir uns mal zur Sicherheit– sie wollen zwar auch weiter nach Potosí, aber man kann ja nie wissen.

 

 

Als wir uns bei Mario verabschieden wollen meint er, dass wir noch unbedingt den schönen Friedhof sehen müssen – er fährt mit uns mit. So besichtigen wir noch gemeinsam den wirklich sehr schönen Kolonialfriedhof der Stadt und verabschieden uns dann herzlich von einander. Mario, der Europa kennt, überlegt im Jänner 2019 wieder nach Spanien zu reisen – leider sind wir da noch weit weg von Europa – aber vielleicht in zwei Jahren?

 


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