Parque Huascarán
Am 15. März und nach einer ruhigen Nacht (mit notwendigen 11 Stunden Schlaf!!) in einer
Kiesgrube weit draußen am Land setzen wir unseren Weg Richtung Parque Nacional Huascarán
fort. Wir wollen über eine Piste weiter die eher nicht für „normale“ Fahrzeuge geeignet ist und
ansonsten nur von Locals benutzt wird. Nach unserem längeren Aufenthalt an der Küste macht uns
die Höhe mit 4.700 m ziemlich zu schaffen. Die Nacht ist übel, wir schlafen fast gar nicht. Beim
Verlassen des Platzes sinken wir auch noch im Lehm ein und sitzen auf. Der Weg durch die Berge
ist wieder sehr schön, aber leider teilweise total vermüllt.
In Conococha tanken wir erstmal das Zebra auf und nehmen bei Pachacoto die Piste durch den
Nationalpark. Sie ist superschlecht – also wenig Piste in vielen Schlaglöchern. Dafür wurde die
Parkgebühr für Gringos um 200% erhöht. Als ich noch um ein paar Informationen zum Park fragen
möchte, ist das Personal bereits zum Mittagstisch diffundiert. Na gut – dann halt nicht.
Am Aussichtspunkt für die (zumindest für uns) skurrilen Bäume „Puya Raimondii“ (sehen aus wie
schwarze Pfeilspitzen mit Podest) treffen wir auf ein Paar aus Polen. Wir plaudern ein wenig und
setzen unseren Weg Richtung Gletscherausblick Pastoruri fort. Hier befindet sich ein großer
Parkplatz – gemeinsam mit einem anderen Touristenpaar aus Peru sind wir aktuell die einzigen
Gäste hier. Der Weg zum Gletscher sind ca. 1,5 Stunden zu Fuß im Schleichschritt auf über 4.500
Meter Höhe. Wir sind doch eigentlich gut akklimatisiert, aber im Moment vertragen wir alle 3 die
Höhe so gar nicht mehr – zuviel Meer – wie es scheint. Dabei sollte der Körper das aufgebaute
Hämoglobin doch an die 100 Tage speichern – hm – davon merken wir leider nichts. Somit wandern wir sehr langsam Richtung Gletscher Pastoruri (5.300m). Die Prognosen für den Gletscher sind traurig
– im Jahr verliert er an die 15 m Eis – aktuell sieht es so aus, als ob bald nichts mehr davon übrig sein würde.
Wir beschließen heute Nacht nicht hier am Parkplatz zu lagern, sondern weiter zu fahren. Die
Nationalpark Piste ab diesem Gletscherausblick ist quasi nicht existent. Aktuell kann man sich
kaum vorstellen, dass sie jemals gewartet wurde. Wir müssen Geröll-Lawinen überwinden,
Auswaschungen ausweichen und dazwischen ist vor lauter Löchern praktisch keine Piste
vorhanden. Da die Strecke landschaftlich aber so schön ist, halten wir durch. Unser Nachtlagerplatz
befindet sich direkt an der Piste – aber es ist ruhig – kaum zu glauben, dass es noch wen gibt, der so gaga ist und diese Strecke fährt. Tatsächlich gibt es genau 1 Fahrzeug – andere Overlander –
sie
nehmen eine Straßenbucht vor uns und kommen von der anderen Seite des Parks herein.
Am Morgen des 17. März 2019 wachen wir wieder total gerädert von der „dünnen Luft“ auf. Der
Rest dieser ehemaligen Piste nimmt noch einige Zeit in Anspruch, bis wir dann endlich draußen
ankommen. Halleluja! Wir haben unserem Zebra und vor allem unserer Kabine mit dieser Strecke
definitiv nichts Gutes (an-)getan.
Wir genießen den kleinen Ausflug über Asphalt bis zur Mina „Antamina“, die man durchqueren
muss. Wir wissen es nicht, tippen aber darauf, dass es sich um eine Kupfermine handelt – auf jeden Fall eine der größeren in Südamerika. Am Weg kommen wir noch einmal an Dinosaurier
Fußabdrücken vorbei – diesmal an ziemlich coolen.
Unser Nachtlagerplatz an der AN 111 mitten in den Serpentinen wäre ruhig, nett und versteckt,
wäre da nicht dieses 9köpfige Hunderudel, dass sich seine Zeit damit vertreibt entweder das Zebra
zu belauern und stundenlang zu verbellen, oder zu warten bis Gizmo zur Gassi-Runde kommt. Wir
sind etwas gestresst – vorsichtig formuliert.
Am nächsten Morgen müssen wir auf die Besichtigung der Ruinen von Chavin de Huantar leider
verzichten – montags ist geschlossen. Also geht es für uns die zweite Nationalparkstraße – diesmal
Asphalt – retour auf die andere Seite des Parks, nach Huaraz. Hier müssen wir dringend einen
„taller“ aufsuchen – das Zebra braucht einen neuen Schlauch im Reifen, irgendwas bei der Lenkung
scheint nicht zu stimmen und der Dieselfilter muss getauscht werden. Wir finden Cesar – in den
höchsten Tönen auf iOverlander gelobt – zu Recht zum Glück. Er schafft das, was die meisten in
großen Städten nicht schaffen: er besorgt uns diverse Ersatzteile für unser Zebra und findet heraus, dass sich die Befestigung der vorderen Radlager gelockert hat und somit die Vorderräder zuviel
Spiel haben – alles wird zerlegt, ausgebaut, gereinigt, gefettet und wieder eingebaut. Zudem besteht Cesar selbst auf den Check der hinteren Räder und stellt fest, dass nach dem Wechsel der
Radlager in Cusco die Bremsen zu fest angezogen sind. Der Taller im Colca Tal hat bereits die linke Seite gelockert, weil der Reifen immer heiß gelaufen ist – noch immer zu fest, sagt Cesar, die
rechte Seite wird auch gleich nach justiert. Wow – wir sind begeistert – die sauberste, effektivste und chaosfreiste Werkstatt unserer ganzen Reise und ein fairer Preis ohne Gringo-Steuer. Zu
guter Letzt bietet er von sich aus noch ein Plätzchen im Hof der Werkstatt an, falls wir hier übernachten wollen. Das ist sehr nett und wir bedanken uns herzlich, entscheiden uns dann – vor allem
wegen Gizmo – dagegen.