Lima
Am nächsten Tag steht erstmal die obligatorische Fahrt mit dem Touristen-Doppeldecker am
Programm – durch Miraflores, den historischen Innenstadtbereich inklusive einer Besichtigung der
Kathedrale und der Fahrt durch Barranco. Die Stadtviertel, die wir sehen, sind vorwiegend die
guten und die Plaza de Armas ist ebenfalls schön. Leider können wir im Zuge dieser Busfahrt, die
keine Hopf- On-Hop-Off Variante anbietet nicht aussteigen und auf eigene Faust los ziehen. Somit
sind wir nach 3,5 Stunden wieder zurück am Ausgangspunkt und beschließen nach einer kleinen
Stärkung in unserem neuem Stamm-Lokal ein Taxi zum „Museo Oro de Peru bzw. Armas del
Mundo“ zu nehmen.
In den verbleibenden 2 Stunden bis zur Schließung sehen wir die reichste Sammlung an Gold- und
Silberschätzen neben dem Goldmuseum in Bogotá. Außerdem beherbergt das Museum eine der
weltweit umfangreichsten Sammlungen an antiken Gewändern und Uniformen sowie eine sehr
umfangreiche Waffensammlung. Hier finden sich neben diverser Waffen von Göring und anderen
Größen aus der Nazi-Zeit auch Waffen von internationalen Berühmtheiten und Adeligen auch
Ritterrüstungen und Preziosen aus dem US Bürgerkrieg. Es ist alles ziemlich chaotisch und
irgendwie skurril und überladen, manchmal fehlen die Beschriftungen, dennoch definitiv einen
Besuch wert.
Als wir zurückkehren hat sich die Overlander Ecke weiter gefüllt: Serge und Tanya aus Canada
haben sich mit ihrem Jeep und einem kleinen Wohnwagen dazugesellt sowie ein weiteres Paar mit
Mercedes Sprinter aus Brasilien. Die Begrüßungsrunde mit Besichtigung der jeweiligen Fahrzeuge
folgt. Danach schnappen wir Gizmo, da wir hier im schicken Stadtteil keine Straßenhunde gesehen
haben, und nehmen ihn mit ins Lokal um die Ecke. Wir haben Glück: der Besitzer liebt Hunde und
begrüßt nicht nur uns, sondern auch Gizmo freundlich. Wir sind erleichtert, somit können wir
unseren Buben zukünftig mitnehmen.
Am nächsten Morgen ist unsere erste notwendige Tat: Waschen. In der Nähe gibt es eine Lavanderia – aber wir haben den falschen Tag erwischt. Angeblich gibt es Warmwasser nur am Montag und
Freitag. Nach mehrmaligem Nachfragen ist es aber dann doch irgendwie möglich, warm zu waschen. Hm. Wir erledigen unseren Wäscheberg und kommen noch gerade rechtzeitig retour, um Tatiana und
Vagner zu verabschieden, die weiter nach Huaraz wollen bzw. dem Parque Nacional Huascarán. Hunde sind anscheinend erlaubt dort. Wir vereinbaren nachzukommen – die
Verabschiedung ist herzlich und wie es manchmal so ist, so haben wir mit den beiden Leute
getroffen, die auf der selben Wellenlänge schwingen und wir würden uns wirklich sehr freuen, sie
wieder zu treffen.
Der Tag ist noch jung und so springen wir ins nächste Taxi und treten das Kontrastprogramm zum
Goldmuseum an – wir fahren ins Museum MATE des berühmten Modefotografen Mario Testino in
Barranco. In einem tollen alten, aber durchgestylten Kolonialhaus stellt Testino sowohl Arbeiten aus
der Modewelt vor sowie Fotoserien von Indigenas aus Peru und zu guter Letzt natürlich die
berühmten letzten Fotos von Lady Diana. Die „Botica“ am Gelände bietet Designer Stücke aus Peru
und Kolumbien an und das kleine Café serviert guten Espresso. Alles in allem – wenn einen
Modefotografie interessiert – definitiv einen Besuch Wert.
Unser Museums Marathon geht mit dem wunderschönen Privatmuseum „Larco“ weiter. Hier
befindet sich das modernste Museum, das wir bisher gesehen haben mit 50.000
Ausstellungsstücken, die vom Archäologen Larco Herrera zusammen getragen wurden. Das
wunderschöne Kolonialgebäude sowie der dazugehörige Blumengarten alleine wären einen Besuch
wert. Hier befinden sich vor allem Keramiken, Mumien mit Grabbeigaben, eine Sala de Oro der
Mochica-, Cupisnique-, Nazca- und Wari Kultur und eine eigene Sammlung mit erotischer Keramik
der Mochica Kultur (hier ist man mal kurzfristig ziemlich sprachlos ,-)) Und wenn man dann glaubt
das wars, geht man an den Archivhallen vorbei in denen alle nicht ausgestellten Exponate
aufbewahrt werden – man kommt hier aus dem Staunen nicht heraus. Das moderne, gut strukturierte (!) und logisch (!) angelegte Museum ist das einzige bisher, das sämtliche Erklärungen nicht nur
auch in Englisch anbietet – sondern gleich in sechs (!) Sprachen. Hätten wir geahnt wie toll das Gelände ist, wir hätten einen ganzen Tag eingeplant.
Zurück in Miraflores schnappen wir Gizmo und gehen eine Runde und kehren wieder beim Wirten
unseren Vertrauens ein. Diesmal wird Gizmo schon vor uns begrüßt. Später im Zebra wird dann die
Wäsche verräumt und Bett überzogen – als wir noch überlegen, ob wir uns ein Gute-Nacht-
Bierchen genehmigen sollen, kommen Tanya und Serge aus Canada beschwingt und lachend um die Ecke. Die beiden haben heute ihren 36igsten Hochzeitstag und waren feiern. Auf das müssen wir natürlich
auch mit ihnen anstoßen und wie das halt so ist versichern wir uns gegenseitig, dass wir bald ins Bett müssen – um 4.00 Uhr früh und nach ein paar Runden Pisco wird das natürlich
langsam unglaubwürdig. Aber wenn man mit Russen – denn die beiden sind eigentlich aus Russland – Schnaps trinkt, dann dauert das halt eine Weile.
Der 13. März 2019 beginnt mit Hangover – pfff – und Hammerwerfen in der Gedächtnishalle. Wir
beschließen das Programm an den heutigen Intellekt anzupassen und marschieren auf den riesigen
Markt mit Artesanales um die Ecke in Miraflores. Hier findet man einen Markt, der sich über
mehrere „Cuadras“ erstreckt. Eine Halle reiht sich an die nächste. Angeblich der größte
„Artesanales“ Markt ganz Perus. Da wir ohnehin Alpaca Decken und eventuell auch Schals und
Mützen besorgen möchten, tun wir das heute. Wir werden auch fündig – wie von Serge und Tanya
geheißen, handeln wir um den Preis, was das Zeug hält.
Später ziehen wir in Sachen Gizmo los und versuchen einen Veterinario oder einen Pet Shop zu
finden, der endlich einmal ein gutes Hunde Futter anbietet. Der Futter-Sack aus Cusco ist
aufgebraucht und wir möchten hier in der Großstadt für Nachschub sorgen. Gerade in diesem
schicken Stadtviertel müssten wir doch was bekommen. Nachdem wir nirgends fündig geworden
sind haben wir am Rückweg Glück und entdecken in einem Innenhof zufällig einen Veterinario, der
das gleiche Futter hat, wie der in Cusco. Kurzerhand schleppen wir den lebensgroßen Sack gleich
mit zurück zum Parkplatz. Dort erwarten uns nach einem kleinen Power-Nap bereits Tanya und
Serge für das gemeinsame Abendessen. Da die beiden schon öfter in Lima waren überlassen wir
Serge die Wahl des Lokals. Das Essen ist das beste seit langem, der Wein gut, die Gespräche lustig
und interessant und die Zeit vergeht wie im Flug, als der Kellner uns die Rechnung bringt und
meint, man würde jetzt schließen. Während der Woche sperren die meisten Läden in Lima um 23.00 zu. Also suchen wir uns das letzte Lokal, das noch etwas auf hat und trinken im Irish Pub um die
Ecke einen Absacker. Heute sind wir dann „schon“ um 3.00 Uhr im Bett.
Am nächsten Morgen läutet der Wecker – wieder viel zu früh, aber es ist Abreisetag – für uns alle.
Der Parkplatzbesitzer hat schon bei uns und den beiden anderen angeklopft – anscheinend braucht
man den Platz und will uns weiter haben. Wir benutzen alle noch die etwas grenzwertige Dusche
am Parkplatz – was tut man nicht alles, um das Bordwasser zu sparen – und beschließen aus reinem Selbstsch tz Lima zu verlassen. Wenn wir weiter mit den beiden Russen hier bleiben würden, dann
würden wir wohl sämtliche Nächte durchmachen und nie mehr zum Schlafen kommen. Wir verabschieden uns herzlich von unseren beiden Lieblings-“Crazy Russians“ und versprechen, wenn wir es
rechtzeitig schaffen vor dem Winter, dann melden wir uns, wenn wir in Toronto sind.