Paso San Francisco – 1. Versuch

 

 

Wir übernachten wieder in der Wüste bevor wir am nächsten Tag dann endgültig Chile verlassen wollen über den Paso San Francisco. Zumindest ist das der Plan. Wir nehmen die Rundfahrt über die Laguna Rosa, vorbei an bunten Bergen und Wüstenlandschaft. Wir akklimatisieren uns auf 3.000 m Höhe und teilen unseren idyllischen Lagerplatz mit einem einsamen, freundlichen Pferd. Wir wandern langsam umher in dem kleinen Tal, die Höhe macht uns etwas zu schaffen, auch Gizmo ist kurzatmiger als gewohnt – vor allem, weil er sich im Gegensatz zu uns seine Kräfte nicht einteilt. Die einzige Vorbereitung für ihn sind mehrere kleine Mahlzeiten, um viel Wasser zuzuführen. Es konnten uns weder Tierärzte noch Höhenmediziner auf Anfrage Tipps zum Umgang mit Hunden in der Höhe geben. Also war „viel trinken“ für Mensch und Tier die einzige mögliche Vorbereitung. Gizmo lässt sich ein Bad im kleinen Fließwasser nicht nehmen, verwandelt es zu einen Schlammlawine um dann auszusehen, wie in Schwein, das sich im Dreck gesuhlt hat – wir sind also bis zum Schlafengehen gut beschäftigt und müssen ihn trocken bekommen und säubern – als ob nicht das „bloße sein“ anstrengend genug wäre in der Höhe. Die Nacht war unruhig für uns alle drei – wir schlafen schlecht, ich bekomme zudem Kopf- und Venenschmerzen.

 

Am nächsten Tag geht unsere Rundfahrt zur Grenze weiter über den Parque Nacional Nevado de Tres Cruces und den Salar den Manicunga. Das Wetter wird schlechter und kühler, der Wind wird immer stärker und die Wolken hängen tief.

 

Auf der langen Geraden (Richtung chilenischer Grenzen zum Abmelden Richtung Argentinien) bleiben wir im Sturm nochmals zu einem schnellen Fotostopp stehen auf 4.300 m Höhe und bemerken das Maleur: wir haben einen Reifenplatzer hinten rechts – da wir ihn auf der holprigen Piste nicht gleich bemerkt hatten ist der Reifen völlig zerstört und wir müssen hier im Sandsturm den Reservereifen aufziehen. Prinzipiell kein Problem, würden nicht 2 Radnaben feststecken. So verzweifeln wir über 2 Stunden im Sandsturm auf über 4.000 m Höhe mit einer abgebrochenen Nuss, selbstgebastelten improvisierten Hebelkonstruktionen auf denen wir am Schluss beide stehen, um die letzte Schraube irgendwie aufzubekommen. Fast möchte ich weinen, als nach einer gefühlten Ewigkeit unsere Versuche glücken – diesen 40 kg schweren Reifen zu wechseln. Wie sich herausstellt, haben wir die einzige Schraube in der Wüste gefunden und diese noch so genau erwischt, dass wir sie gut in den Reifen einfahren können.

 

Es wird schon Abend am Nachtlagerplatz vor unserem geplanten Grenzübertritt, als 3 Polizisten anklopfen und uns darüber informieren, dass es auf der argentinischen Seite bereits 1 Meter geschneit hat und die Grenze zumindest eine Woche gesperrt bleibt.

 

Die folgende Nacht ist nicht besser als die letzte – wir alle 3 werfen uns von einer Seite auf die andere. Der Sturm rüttelt und zerrt am Zebra und wird gegen Morgen noch stärker – die Windgeschwindigkeit bewegt sich bei um die 100 km/h. Unser Unterschlupf im Lager der Straßenarbeiter zwischen Schotterhaufen und Baustellenequipment bietet nur mäßigen Schutz.

 

Am nächsten Morgen bleibt uns also nichts anderes übrig und wir kehren nach Copiapó zurück – die wunderschöne Landschaft entschädigt uns etwas für die Umstände.

 

Das Wichtigste wird also zuerst erledigt: Wir brauchen einen neuen Reifen – wir fragen herum und irgendwann haben wir die richtige Empfehlung bekommen: eine Goodyear Werkstatt. Fredy, der Niederlassungsleiter ist mehr also nur hilfsbereit. Nachdem wir uns übers Reisen und das Besichtigen von Minen unterhalten haben, organisiert er uns einen BF Goodrich und bietet an, ihn bei sich in der Werkstatt zu montieren. Auch hier müssen wir mehrere Tage warten, bis der Reifen aus Santiago ankommt. Zudem kennt er wen, der uns ein neues Werkzeug zum Reifenwechseln schweißen kann – unseres ist ja zerbröselt.

 

 

 

Wir vertreiben uns die Zeit mit Erledigungen (Lavanderia, Daten Sichern, Steine in der Wüste suchen, Steine finden,...)

 

Als wir in der Pizzeria um die Ecke bei Fredy´s Werkstatt sitzen, spricht uns ein Mann auf Deutsch an – genauer gesagt mit Kärntner Dialekt – wir fassen es nicht. Er hat unser Zebra und das Kennzeichen gesehen. Gunter ist Geologe und in Chile hängen geblieben – mittlerweile besitzt er eine Kupfermine. Wir sind frech und fragen ihn, ob wir seine Mine besichtigen dürfen – wir machen uns einen Termin aus, an dem wir ihn bei sich zu Hause abholen wollen.

 

Am nächsten Tag und mit neuem Reifen holen wir Gunter ab und fahren gemeinsam in die Wüste. Seine Mine befindet sich in der Nähe der berühmten Mina San José. Wir fahren quer durch sein 80 km² umfassendes Gebiet, durch das auch schon die Paris-Dakar geführt hat. Als wir mit dem Zebra einsanden wird erst mal geschaufelt, Luft abgelassen und ein Bier getrunken. Wir haben viel Spaß an diesem Tag und bekommen als Draufgabe noch ein paar Mineralien auf den Weg mit – yuhuu!

 


Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
Alle Bild und Textrechte © by Haimo Ziegeleder