Puerto Bertrand, Rio Baker, Lago Carrera, Capillas de Mármol
8. Mai 2018: Wir verlassen das wunderschöne, skurrile, wasserreiche, ruhige, bunte...Tal wieder Richtung Norden – also Richtung Puerto Bertrand bzw. Rio Baker. Der Rio Baker ist der wasserreichste Fluss Chiles mit einer Länge von 200 km (von Caleta Tortel bis Puerto Bertrand). Die Wasserfarbe ist so türkis wie die des Meers in der Karibik – und das inmitten von kaltem Regenwald und patagonischer Steppe. Da mag man gar nicht daran denken, dass die Pläne des internationalen Energiekonzerns Endesa gemeinsam mit dem chilenischen Kraftwerksbetreiber Colbún, den Rio Baker und seine Nebentäler aufzustauen, womöglich doch einmal Wirklichkeit werden würden. Das Projekt ist im ganzen Land auf schweren Widerstand gestoßen und somit wurde es von der Regierung erstmal gestoppt. Bereits in den 90er Jahren ist Endesa mit einem ähnlichen Projekt am Rio Biobio durchgekommen und hat dort die Landschaft zerstört und somit die Ureinwohner vertrieben.
Wir freuen uns, dass wir diese Naturschönheit noch miterleben dürfen und fahren weiter Richtung Lago General Carrera. Diesen See teilen sich Chile und Argentinien – auf der argentinischen Seite heißt er Lago Buenos Aires. Wir befahren zuerst einen Teil des Südufers und da die Piste hier wirklich in extrem schlechtem Zustand ist kehren wir um, um gleich zu unserem eigentlich Ziel an diesem See zu fahren: den Catedrales (Capillas) de Marmol – Felsformationen mit Marmorhöhlen am See, die sich teils unter- und teils über Wasser befinden – man kann sie nur mit dem Boot erreichen. Die meisten Anbieter für Bootstouren zu den Catedrales bzw. Capillas sind in Puerto Tranquilo angesiedelt. Der ganze Ort ist auf Tourismus ausgelegt – hier kann man auch Touren zur Laguna San Rafael buchen – sofern man nicht ein so hohes Fahrzeug hat wie wir – aber dazu später.
Es ist schon dämmrig, als wir in Puerto Mármol ankommen – wir möchten unsere Bootstour lieber mit einem kleinen Anbieter machen – außerdem gibt es hier die Möglichkeit am Grundstück des Bootsbesitzers zu campen, was natürlich perfekt ist. Wieder einmal sind wir die einzigen Gäste, die Saison ist schon seit geraumer Zeit vorbei. Der freundliche Herr meint, wann immer wir mögen, sollen wir klopfen, er wäre ohnehin da, dann würden wir losfahren zu den Catedrales de Mármol – und überhaupt, wir sollten uns hinstellen, wo wir wollten. Das parkähnliche Grundstück ist wunderschön gelegen, direkt am See, mit toller Aussicht. Wir genießen den malerischen Sonnenuntergang und tun es dem Hausherrn gleich, bauen beim feierabendlichen Lagerplatzbier das Stativ auf, um diese tolle Stimmung festzuhalten.
Leider ist von dieser Stimmung am nächsten Morgen nicht mehr viel übrig – es hat bereits in der Nacht zu regnen begonnen und sich so richtig eingeregnet, wie man so schön sagt. Es wird den ganzen Tag nicht besser, eher schlimmer. Während des Tages muss der Bootsbesitzer zweimal raus fahren. Zwei hartgesottene Touristenpaare möchte die Tour unbedingt heute machen – es ist dunkel, es regnet in Strömen – es ist uns komplett unverständlich, wie sich einem bei dem Wetter die Schönheit der Marmorhöhlen erschließen soll, aber jedem das Seine. Wir wollen die Nerven noch nicht schmeißen und warten. Den Stehtag nutzen wir für administrative Dinge und hoffen auf Morgen.
Wir haben Glück – der nächste Tag ist, wie vom Hausherrn hier prophezeit, schön. Nachdem wir ab 8.00 den Sonnenaufgang genossen haben startet unsere Bootstour um 9.00 – da ist das Licht zum einen perfekt um diese Zeit und wir bekommen auch noch etwas von der morgendlichen Lichtstimmung am See mit. Die Fahrt dauert 1 Stunde und da wir alleine sind, haben wir genügend Zeit zum Fotografieren und Filmen.
Nach fast 2 Tagen verabschieden wir uns von dem schönen Fleckchen hier, um das nächste zu erkunden: das Valle Exploradores.