Valle Exploradores ab Puerto Tranquilo, Coyhaique, Puerto Aysén,

 

Das Valle Exploradores führt entlang des patagonischen Eisfelds und verbindet den Lago Carrera und den Pazifik. Es ist eines der landschaftlich beeindruckendsten Täler – sagt man – und wir können nur zustimmen. Die Piste durch die Wildnis gibt es noch nicht so lange und seit kurzem gibt es auch eine Brücke und somit einen direkten Zugang zur Laguna San Rafael. Wir halten uns 2 Tage in diesem tollen Tal mit Urwald, Wasserfällen, Gletschern und Gletscherzungen, Seen und Flüssen auf. Wir haben Glück mit dem Wetter, fotografieren viel. Auch hier sind wir auf weiter Flur die einzigen Touristen. Unser Nachtlagerplatz ein Paradies am Fluss für uns, aber vor allem natürlich für unsere Wasserratte Gizmo. Den Sendero zum Gletscherausblick „Glaciar Exploradores“ gehen wir mit Gizmo – das Nationalpark Gebäude ist um diese Jahreszeit komplett geschlossen – niemand hier. Ein liebevoll angelegter Wanderweg führt durch dichten Urwald und anschließend nicht nur sprichwörtlich über Stock und Stein – endend auf einem Holz-Plateau mit direktem Blick auf Gletscher, mächtige Gletscherzunge und Moräne. Unser Weg durchs Tal endet leider an der neuen, tollen großen Brücke, die uns eigentlich zur Laguna San Rafael bringen sollte. Diese Verbindung ist (nachträglich und flexibel) höhenbeschränkt worden. Sei es, dass das kleine Bahia de Exploradores die Massen an Wohnmobilen fürchtet oder der örtliche Anbieter für die Bootstouren zum Gletscher am Transfer aus Puerto Tranquilo mitverdienen will. Sei es wie es sei – wir wollen das Zebra nicht hier schon an der Brücke abstellen mit Gizmo und trampen (was bei sehr geringen Verkehrsaufkommen um diese Jahreszeit wahrscheinlich eine Tagesaufgabe wäre). Dann soll das für uns das Ende des Tals sein. Der Rückweg aus dem Tal gestaltet sich gleich noch spannender und schöner, da sich die Wolkendecke am zweiten Tag fast völlig zurückgezogen hat und wir „plötzlich“ Gletscher entdecken, die wir bei der Einfahrt ins Tal noch nicht haben sehen können.

 

Anschließend geht es für uns weiter nach Norden entlang der Carretera Austral. Während der Fahrt ziehen dicke Nebelschwaden auf und Haimo grummelt zum x-ten Mal auf dieser Reise etwas von „der Winter kommt“ vom Fahrersitz herüber. Wir suchen uns den nächsten Flusslagerplatz - diesmal hat Gizmo einen großen Fluss zum Schwimmen und einen kleinen Seitenarm zum plantschen – im Ernst – welcher Hund braucht soviel Wasser auf einmal? Aber er ist glücklich und läuft von einer Wasserstelle zur nächsten mit diesem „alles meins, meins, meins....“-Blick!

 

13. Mai 2018: Ein Blick aus dem Fenster genügt um festzustellen: der Winter hat uns fast eingeholt – quasi spüren wir seinen kalten Atem schon im Nacken. Der Berg gegenüber ist über Nacht weiß geworden – es fehlen nur noch wenige Meter bis ins Tal. Es ist kalt geworden. Wir brechen auf mit dem mulmigen Gefühl, dass wir heute noch auf ca. 1.100 m kommen werden – das bedeutet vermutlich Schnee – viel davon.

 

Während der Fahrt beginnt es zu Regnen. In Cerro Castillo decken wir uns noch mit ein paar Vorräten ein und trauen unseren Augen nicht, als wir den Ort verlassen: keine Schotterpiste mehr, breite Asphalt Autobahn. Wir wussten, dass Chile daran arbeitet, die Carretera Austral quasi in dieses Jahrtausend zu holen, aber wir wussten nicht, wo uns das genau einholen würde. Quasi ohne Vorbereitung hat uns die Idylle und die Naturromantik ausgespuckt und nun liegt vor uns eine neue teils betonierte, teils asphaltierte breite Straße. Wir sind geschockt. Ein blick zurück ins Zebra Innere genügt um zu sehen, dass Gizmo diesen Schock nicht mit uns eilt. Er scheint es zu genießen, das dieses Geschüttel und Gerüttel (nicht zu vergessen, die Verkehrsberuhigungen und Schlaglöcher, die das Herrli oft übersieht beim vielen „ins-Lond-eini-schaun“) endlich vorbei ist. Nach einigen Kilometern müssen auch wir uns eingestehen, dass diese Pause von mehr oder weniger schlechten Schotter- und Wellblechabschnitten auch uns gut tut. Mit einem alten Klein-LKW und Plattfedern sind diese Pisten hier nicht ganz so lustig zu fahren wie mit geländegängigen PKWs oder großen LKWs.

 

Der Genuss des ruhigen Fahrgefühls endet jäh, als uns beim Anstieg auf die vor uns liegenden 1.100 Höhenmeter bereits die ersten LKWs auf Schnee und Eis entgegen rutschen. Wir sind nervös, aber da müssen wir jetzt durch. Als wir schließlich das Plateau in 1.100 m Höhe erreicht haben, fahren wir über eine geschlossene Schneedecke. Soweit, so gut – aber wo es rauf geht, muss man auch wieder runter. Wir haben Glück, dem steilen Anstieg folgt ein leichteres Gefälle und so kommen wir ohne Zwischenfälle in Coyhaique an.

 

Coyhaique hat es zu einer zweifelhaften Berühmtheit geschafft: es ist die Stadt mit der größten Luftverschmutzung in Chile – hervorgerufen durch das Heizen mit vorwiegend feuchtem Holz. Ein generelles Problem im Land – auch Santiago hat damit zu kämpfen. Bei Einfahrt in die Stadt wollen wir am Liebsten den Atem anhalten. Der beißende Geruch und blaue Dunst der Stadt kriecht durch jede Ritze des Zebras und wir spüren ein kratzen in den Lungen. Wenn man sich vorstellt, dass das zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts auch bei uns in Europa nicht anders war...

 

Wir wollen in Coyhaique das, was die meisten Overlander an der Carretera Austral hier wollen: die Wäsche in einer guten Lavanderia abgeben und hoffen, dass man alles und in der ursprünglichen Form wieder retour bekommt – und das Bier aus der örtlichen Craftbier Brauerei D´olbek verkosten. Wenn das Wetter hält würden wir außerdem gerne noch eine Runde um die drei Seen Castor, Pólux und Frío drehen.

 

Punkt 1 und 2 können wir erfolgreich abhaken – leider ist uns Punkt 3 verwehrt – das Wetter ist schlecht und eine Seen-Runde bringt bei Nebel einfach nichts. Wir fahren also weiter und machen einen Abstecher nach Puerto Aysén, um uns den alten Hafen anzusehen. Außerdem kaufen wir direkt bei einem Fischer frischen Lachs und kochen wieder einmal so richtig auf – dabei sind Fischgerichte immer ein Spießrutenlauf im Wohnmobil – man muss sich jeden Schritt und Handsgriff gut überlegen unter dem wachsamen Auge von Gizmo – immer in der Gewissheit, dass wenn man stolpert, der Fisch definitiv weg ist, weil er niemals den Boden berühren würde...

 

Am 16. Mai brechen wir auf Richtung Puyuhuapi. Eine Fahrt ohne Niederschlag, aber dicker Hochnebel hüllt die Berge ein und teile des üppigen Regewaldes. Auch auf diesem Abschnitt ist die Straße weitgehend asphaltiert – eine Serpeninenstrecke am Weg noch Schotterpiste. Am Nationalpark Queulat möchten wir gerne ein Weilchen bleiben, eventuell ein bisschen Wandern und einen Blick auf den Ventisquero Colgante erhaschen – den Gletscher mit der überhängenden Gletscherzunge. Wir kommen relativ spät an und das Wetter ist nicht gut. Der nette Ranger lässt uns aber für eine halbe Stunde (ohne Eintritt zu verlangen) in den Park, um zum Aussichtspunkt zu fahren bzw. den kleinen Weg zu wandern, um noch ein Foto machen zu können, denn morgen soll das Wetter noch schlechter werden.

 

Mittlerweile ist es schon recht spät und die Lagerplatzsuche gestaltet sich als etwas mühsam, da sich auf diesem Abschnitt der Carretera Austral links und rechts entweder ein Abgrund oder ein Steilhang mit Urwald befinden. Wir fahren also weiter als geplant bzw gewollt und finden dann bei einbrechender Dunkelheit an einem See ein Plätzchen.


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