Eingeschneit

 

Die Lagerplatzsuche an diesem Abschnitt der Ruta 40 gestaltet sich als etwas mühsam. Schließlich haben wir Glück und finden eine Art Zufahrtsstraße zu einer Schule und am Weg dorthin finden wir einen kleinen Schiefersteinbruch – momentan unbenutzt. Hier können wir uns perfekt windgeschützt parken und werden auch von der Straße nicht gesehen. Von den Steinhügeln haben wir einen tollen Blick auf die Tafelberge der Umgebung und – und das ist das Beste: es ist unglaublich ruhig – wüstenähnlich ruhig. Wir freuen uns. Gizmo kann frei laufen, da praktisch keine Autos auf dieser Straße fahren. Haimo quält sich noch mit dem Reifen, aber irgendwann beschließt er, dass der in der nächsten Gomeria repariert werden soll und er nochmals ganz genau zuschauen wird.

 

Am nächsten Morgen – 9. Juni 2018 – werden wir von einer speziellen Stille geweckt. Schon beim Einschlafen war mir, als ob ich es schneien hören würde (kein Scherz – kann man auf GFK hören – also ich – Haimo nicht ,-))

 

Wir springen in die Winteradjustierung und aus dem Zebra. Gizmo wie immer als erster, voller Freude – und stapfen ungläubig in den ersten 30 cm Schnee. Wow – Gestern noch Sonne und lauer Abend – heute Schnee. Gizmo, der Schnee liebt, freut sich am Meisten – extra für ihn haben wir über Nacht all den Schnee hergebracht? Wahrscheinlich, weil heute kein Bach zum Baden da ist...Wir laufen ungläubig durch die Landschaft. Es schneit immer noch dicke Flocken, die schöne Landschaft und die Tafelberge – alles verschwunden im völligen Whiteout. Definitiv ist heute an keine Weiterfahrt zu denken. Wer weiß, wann wir überhaupt weiter können. Wird in diesem Land Schnee geräumt oder jeder seinem Schicksal überlassen? Wir wissen es nicht, aber wir haben genügend Vorräte für Mensch und Tier, um im schlimmsten Fall für eine Paar Tage eingeschneit sein zu können. Wir verbringen den Tag mit Lesen und Reisebericht-Schreiben. Am Nachmittag checken wir die Lage – es ist fast ein halber Meter Schnee mittlerweile. Etwas später kommt dann auch die Sonne raus und lässt uns mal einen Blick auf die Umgebung erhaschen: Die Tafelberge nun weiß, die Straße kaum mehr zu finden – Autos werden hier so schnell keine fahren, der Weg nach Zapala führt auf ca. 1.500 m über dem Meeresspiegel – daran brauchen wir gar nicht zu denken – realistisch gesehen sind wir eingeschneit. Wir räumen wieder mal die Motorhaube ab, Haimo steigt aufs Dach und schaufelt mal geschätzte 100kg Schnee von Dach und Solarpanelen – nur für alle Fälle.

 

Wir wärmen uns im Zebra auf und sind wieder einmal so richtig dankbar, dass wir autark sind, genügend Wasser und Treibstoff dabei haben, eine Heizung, die funktioniert und last but not least: unser Klo – Halleluja!

 

Wir machen uns ein Flascherl Wein auf – Stress bringt nix beim Eingeschneit-Sein und haben Muße.

 

 

Am nächsten Morgen läutet der prophylaktische Wecker um 8.15 – aufs Erste mal nix zu sehen – da Schnee am Dachfenster liegt. Ein Blick aus den Seitenfenstern reicht und wir springen raus aus den Federn und mit dem Pyjama rein in die Gummistiefel. Eine Mischung aus Pink und Knallorange leuchtet uns entgegen. Ein Wahnsinns-Winter-Schnee-Glitzer-Sonnenaufgang. In 45 Minuten werden um die 500 Fotos produziert – ein Overkill aus Schneelandschaft, Sonnenaufgang, Glitzer auf Schnee, die großen runden Grasbüschel sind zugeschneit und fügen sich als Mugellandschaft ein, die bunt leuchtenden Tafelberge vom Vortag sind nun zugeschneit. Gizmo springt glücklich durch die Gegend und freut sich, dass er ganz alleine Lawinenkurs haben darf.

 


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