Schnee auf der Ruta 40
Der Himmel ist wolkenlos, die Sonne scheint – auf den Schneepflug brauchen wir ohnehin nicht zu warten – wir verlassen unseren außergewöhnlichen Schnee-Lagerplatz mit Allrad und Schleichgang bis zur Ruta 40. Dort angekommen sind wir angenehm überrascht: die Ruta 40 ist ganz gut geräumt – also nicht vergleichbar mit unseren Verhältnissen, aber total ok. An den Steigungen und Kurven ist die Straße salznass. Wir fahren und fahren gemütlich dahin und wundern uns, dass uns tatsächlich kein Auto entgegen kommt. Also gar keines – überholen tut uns auch keiner. Hm. Wir nähern uns der Ortseinfahrt von Zapala. Der Ort liegt an der Ruta 40 und ist eine typische patagonische Wüstenstadt ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Wir möchten hier unseren Reifen reparieren lassen und anschließend wieder unter dem Zebra fixieren lassen. Dieses Kunststück ist alleine schwer zu schaffen.
Aktuell steht quer vor der Ortsausfahrt ein großer Polizei Pick-up, der offensichtlich die Straße blockiert, damit niemand den Ort in die unsichere, beschneite böse Außenwelt verlässt. Hinter dem Pick-up hat sich bereits eine Autoschlange gebildet und Leute stehen auf der Straße und warten. Als wir Touristen da aus dem Nichts in unserem Zebra-Mobil vor dem Polizeiauto mit quitschenden Bremsen zum Stehen kommen, können wir uns das Lachen kaum verhalten. Die verdutzten Polizisten müssen wohl oder übel aussteigen und zu uns rüber kommen, vor allen Leuten. Das übliche Spiel beginnt – ein neugieriger Wortschwall aus argentinischem Spanisch bricht über uns herein und wird gleich durch Haimo´s „no Espanol“ gestoppt. Fragende Blicke der Polizisten. Ich bitte sie langsam zu sprechen und erkläre, dass ich etwas Spanisch spreche. Wie üblich wird diese Bitte ignoriert. Ich ignoriere die Fragen und erklären den beiden Polizisten, dass die Ruta 40 gut befahrbar ist. Wieder bricht ein Wortschwall im Dialekt und zungenbrecherischer Geschwindigkeit über uns herein. Ich habe irgendwann im letzten halben Jahr aufgehört zu hinterfragen, wieso man der einfachen Bitte deutlich und langsam zu sprechen nicht nachkommen kann oder will und wiederhole meine Information. Dann frage ich nach dem Weg zur nächsten Gomeria und wir fahren unter Winken und Applaus an der wartenden Meute vorbei.
Im Ort traut sich offensichtlich auch niemand das Auto in Betrieb zu nehmen. Alle wandern mit Kind und Kegel mitten auf den Straßen und beäugen das kalte weiße Zeugs am Boden und dann uns. Da der Verkehr ohnehin lahmgelegt ist stellen wir uns kurzerhand an die Ausfallstraße Richtung Grenze in den Tiefschnee und warten auf Morgen, denn heute am Sonntag können wir weder Vorräte einkaufen noch unseren Reifen reparieren lassen.
Am nächsten Morgen ist die Eingangstüre zum Glück nicht eingefroren (sowie am Vortag) und die Männer können in der Früh raus zum Gassi. Die erstbeste Gomeria wird angesteuert – dort herrscht auch gerade Ausnahmezustand wie überall. Die Leute scheinen weder kleidungs- noch straßentechnisch auf soviel Schnee eingestellt zu sein. Einer der wartenden Kunden erzählt uns, dass soviel Schnee total ungewöhnlich hier ist. Vor dem Haus fährt der Bagger anstatt des Schneepflugs. Unser Reifen ist gleich montiert und fertig, leider gestaltet sich das Anbringen auf der Unterseite des Zebras als wesentlich schwieriger und letztlich dauert es 1 Stunde und unser Zutun, dass man den schweren Reifen zuerst mit einem Wagenheber nach oben und in Position bringt, eher er dann endlich angeschraubt werden kann.
Wir setzen unseren Weg Richtung Norden fort. Der nächste Lagerplatz ist ebenso ein supertoller Schnee-Belohnungsplatz mit 360 Grad Rundumblick und diesmal auch mit Sicht auf ein Observatorium. Wir packen unsere Sessel und die Fotoapparate und wandern auf einen Hügel, um dort den Sonnenuntergang zu genießen. Das Lagerplatzbier wird professionell im Naturcooler gekühlt, Gizmo freut sich wieder wie ein Schneekönig über die unendlichen weißen Weiten zum Herumtollen und wir freuen uns über die beschneiten Tafelberge, die irgendwie aussehen wie unser Lieblingseis – Vienetta ,-)