Piura – Grenze Ecuador


Die Nacht am Tal der Pyramiden war nicht sehr entspannend – stundenlang sind die Hunde des
Nachbarbauern unter dem Zebra gelegen und haben gebellt und geknurrt. Irgendwann hat dieser das endlich gemerkt und sie zurück gerufen. Aber da war sie schon dahin – unsere Nachtruhe. Da wir im Schatten von Bäumen stehen haben wir zumindest am Morgen Glück und können dafür etwas länger liegen bleiben. Irgendwann überfällt uns die Hitze aber trotzdem und wir packen zusammen und wollen weiter. Leichter gesagt als getan – wir kommen hier nicht raus – die halbe Stadt ist heute zum Markt geworden und die Straßen gesperrt. Unser Ausweichroute schrumpft von kleiner schlechter Piste irgendwie zu Radweggröße und wir müssen Äste absägen und mehrmals aussteigen um zu sehen, ob wir zwischen Kanal und Bäumen vorbei- bzw. durchkommen. Als wir endlich draußen an der Straße ankommen, sind wir schweißgebadet – nach dem Duschen ist vor dem Duschen.


Von nun an geht’s wieder der Panamericana entlang durch die „Desierto de Sechura“. In der
nächsten größeren Stadt, Piura, wollen wir die Papiere für Gizmo´s Grenzübertritt besorgen und
zum Tierarzt bzw. der Behörde (SENASA) gehen. Unser Lagerplatz am Strand ist ein Glücksfall –
ein kleines Dorf, sauberer Strand. Wir parken direkt am Meer, Gizmo darf mehrmals ins Wasser und
wir genießen den schönen Sonnenuntergang. Ein älterer Herr von gegenüber spricht uns an und lädt uns auf ein Bier ein, wenn wir möchten. Wir plaudern ein bisschen und bedanken uns – lassen
unseren Besuch bei ihm aber offen, da wir so gerne noch den Strand und die angenehme kühle Brise genießen wollen.

 

Am 25. März 2019 machen wir uns früh auf in die Stadt und suchen erstmal einen Veterinär. Dieser
hat seine Praxis in einem Einkaufszentrum – hierhin marschiere ich erstmal ohne Gizmo, aber mit
seinen Papieren. Man erklärt mir, dass nur die Papiere nötig sind, Gizmo wollen sie gar nicht sehen,
also bekomme ich innerhalb von 20 Minuten alle nötigen Atteste des Tierarztes und wir können
anschließend gleich zur SENASA. Perfekt! Bei der Niederlassung dieser Behörde ticken die Uhren
schon mal wieder ziemlich langsam und bald wird klar: schnell geht hier gar nix. Nachdem ich ewig
warte wird mir erklärt, bevor überhaupt was passiert muss ich zu einer Filiale der BCP Bank und
auf das Konto der SENASA den Betrag für das Dokument einzahlen. Wir fahren also wieder in das
bekannte Einkaufszentrum und nachdem ich in dem Irrgarten endlich die richtige Bank gefunden
habe, geht die Überweisung zügig von statten. Retour im Büro der SENASA warte ich mal eine
halbe Stunde am Schreibtisch des zuständigen Herren und beobachte ihn beim Schäckern und
Telefonieren mit daheim, bis er „Zeit“ für mich hat. Dann nimmt er umständlich und händisch
unsere bzw. die Daten unseres Vierbeiners auf – das dauert. Nach einer weiteren halben Stunde ist
es dann 16.00 – offensichtlich Dienstschluss. Naiv wie ich bin denke ich mir, dass er alles hat, ich
bekomme das Papier und wir gehen. Nein, so erklärt er mir – so leicht ist das nicht. Die Daten
müssten nun in den PC übertragen werden und da es schon 16.00 Uhr ist, muss ich morgen wieder
kommen. Ich muss mich zusammen reißen und verlasse das Büro.


Was solls – wir haben noch einen Abend am Strand bekommen vom Universum – Gizmo freut sich
und springt in hohem Bogen aus dem Zebra und ins Meer – genießt das kühle Nass, nach dem sehr
heißen Tag im Auto.

Die Nacht war ruhig und wir lassen uns erstmal Zeit – wenn wir eines gelernt haben dann das, dass unser Papier sicher nicht schneller fertig ist, wenn wir früher bei der Behörde sind. So ist es dann auch. Um 10.00 betrete ich das Büro der SENASA – unser Papier ist natürlich nicht fertig. Der
zuständige Herr verlässt das Büro und ist mal verschwunden für 20 Minuten – am Gang hört man
Gelächter. Dann kommt der Chef des Büros und platziert sich mir gegenüber und spielt 15 Minuten
auf seinem Handy. Irgendwie dürfte er meine Blicke spüren, denn er meint beim Verlassen des
Büros, es würde gleich wer kommen. Ich warte weiter. Nach weiteren 10 Minuten kommt dann
„mein“ Betreuer und setzt sich gemütlich zum PC – und sogar in seiner Geschwindigkeit ist das
Dokument in 10 Minuten eingegeben und ich kann gehen. Ich muss mich wieder zusammen reißen,
das hätte er gestern doch locker noch machen können. Grrrr!!


So – endlich können wir weiter und Richtung Grenze fahren. Wir nehmen die Panamericana neu an
der Küste – der alte Verlauf geht durch das Landesinnere. Da wir gehört hatten, dass die
peruanische Küsten im Norden so toll sein soll sind wir ziemlich enttäuscht. Zwischen Talara und
bis kurz vor Mancora wird sie industriell genutzt – zwar wären die Strände einsam und schön, aber
sie sind entweder dreckig oder werden von den diversen Firmen stark verändert und umgegraben
und überall sieht man Öltürme an der Küste. Es wirkt hier alles sehr trostlos und man hat nicht das
Bedürfnis zu verweilen. In El Nuro – so hört man – kann man Wasserschildkröten beobachten und
auch gegen Bezahlung mit ihnen schwimmen. Ich bin skeptisch, als wir hier ankommen. Das ganze
Dorf extrem dreckig, es stinkt nach Öl und wir sind überrascht von den vielen Touristen. Man hat
den Strandbereich bzw. den Beobachtungssteg so verbarrikadiert, dass man die Schildkröten nur
von dort aus beobachten kann – man muss in jedem Fall Eintritt zahlen. Es wirkt also nicht so, dass der Strand zum Schutz der Schildkröten gesperrt ist, denn wenn man erst Eintritt bezahlt hat, kann man überall hin. Dazu kommt, dass es hier nicht so aussieht, als ob man mit den Tieren
entsprechend wohlwollend und respektvoll umgeht – es sieht sehr nach Störung der Natur und der
Tierwelt aus. Wir sind etwas betroffen von dieser Szenerie und verlassen diese recht schnell wieder.

 

Etwas weiter Richtung Zorritos gönnen wir uns für den letzten Tag in Peru ein Plätzchen auf einem
Campingplatz am Strand – der zur Abwechslung mal schön aussieht. Gizmo schließt Freundschaft
mit dem sehr freundlichen Rüden des Hauses und wir genießen es, heute von den Besitzern bekocht zu werden. Da wir hier direkt im Innenhof parken (müssen) und keine Meeresbrise abbekommen wird die Nacht sehr sehr heiß für uns.

Am letzten Morgen in Peru ist auch der letzte Morgen für unseren Problemreifen gekommen: er ist
endgültig komplett platt. Wir haben uns nun einige Wochen mit Nachpumpen rüber gerettet, aber
heute ist das vorbei – platt – super platt. Der Gummisti befindet sich quasi um die Ecke – also am
Weg Richtung Grenze, das ist unsere erste Anlaufstelle für heute. Der Meister arbeitet sauber und
genau – wir haben aktuell 3 Löcher im Schlauch (vermutlich von Dornen) – die werden vulkanisiert
und schon sind wir wieder am Weg.

Um 14.00 des 27. März 2019 erreichen wir die Grenze nach Ecuador bei Zarumilla. Wie meist ist
das Ausreisen problemlos, der peruanische Beamte der Migración ist nett und der ecuadorianische
Kollege mimt den bösen Cop bei der Einreise. Die Unfreundlichkeit nervt einfach nur. Richtig
nervend wird’s dann bei der Aduana. Dieser Beamte passt aufgrund seiner Körperfülle nicht in die
allgemeine Uniform und kommt kurzerhand mit Schlabber T-Shirt daher, als er lässig telefonierend
um die Ecke biegt. In den nächsten 1,5 Stunden, in denen er eigentlich nur ein paar Daten für unser Zebra-Import-Dokument in ein fertiges Formular eintippen müsste, schreibt er Dutzende private Nachrichten auf Whatsapp, Facebook und telefoniert mehrmals neben uns mit der Mama und seiner Frau. Wieder einer dieser Momente, in denen man angestrengt seinen Gesichtsausdruck
kontrollieren muss. Als er dann nach über eineinhalb Stunden fertig ist und wir sein Dokument
natürlich kontrollieren – erfahrungsgemäß sind die Latinos nicht so gut im korrekten Schreiben
deutscher Namen – bekommt er einen Wutanfall. Das verträgt er nicht, dass wir die Daten
überprüfen. Den ersten Entwurf zerreißt er und wirft ihn in die Ecke, mit dem zweiten suchen wir
dann das Weite. Zu unserer Überraschung möchte niemand ins Zebra schauen – keiner Gizmo´s
Papiere sehen – wir dürfen ungehindert die Grenze passieren und weg sind wir – Hello Ecuador!!!!


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